Tagebau

Tagebau Hambach mit einer Tiefe von bis zu 450 Metern.

Wie funktioniert ein Braunkohlentagebau?

Die Braunkohlentagebaue im Rheinischen Revier sind offene Tagebaue. Riesige Schaufelradbagger tragen terrassenförmig die Erdschichten oberhalb der Braunkohleflöze ab, bis die Kohle gefördert werden kann. Im Foto oben ist das auf der linken Seite (Gewinnungsseite) zu sehen. In der Mitte des Fotos erkennt man die schwarzen Kohleflöze.
Die Kohle wird mit Förderbändern oder per Zug zu den Kraftwerken transportiert und zur Stromerzeugung verfeuert.
Anschließend wird der Abraum, der beim Abtragen der Erdschichten gewonnen wird, mit Absetzern wieder verfüllt. Der wertvolle Lössboden wird separat abgetragen und in den Bereichen, die später landwirtschaftlich genutzt werden sollen, als oberste Schicht wieder aufgebracht. Auf dem Foto sind auf der rechten Seite (Verkippungsseite) die abgekippten Erdmassen zu erkennen. Das neu entstandene Land wird rekultiviert, um es später wieder nutzen zu können.

Indem auf der Gewinnungsseite weiter abgebaggert wird und auf der Verkippungsseite verfüllt wird, bewegt sich der Tagebau durch das Abbaugebiet. Die Grube „wandert“.

Wenn die Tagebaue ausgekohlt sind (alle Kohle ist gefördert) bleiben riesige Gruben zurück, welche nicht mehr verfüllt werden können. Geplant ist, diese mit Wasser aus dem Rhein und der Rur zu füllen, so dass in einigen Jahrzehnten aus den Gruben Seen entstehen sollen.

Die im Rheinischen Revier zu findenden Anhöhen, wie Sophienhöhe, Vollrather Höhe, Gustorfer Höhe oder Kasterer Höhe sind Tagebauhalden. Sie entstanden aus den Erdmassen, die beim Beginn (Aufschluss) der Tagebaue gelagert werden mussten.

Damit ein Tagebau überhaupt möglich ist, müssen im Tagebaugebiet Dörfer und Straßen abgerissen und Wälder gefällt werden. Die Orte und die Landschaften, so wie sie waren, sind unwiederbringlich verloren.
Seit Mitte der 1950er Jahre mussten im Rheinland etwa 40.000 Menschen ihre angestammte Heimat verlassen und mehr als 100 Siedlungen verschwanden (Quelle: BUND NRW 2023).

Es folgen Fotos zur Veranschaulichung des Tagebaubetriebs.

Diese Fotosequenz zeigt über den Zeitraum von 12 Jahren wie der Tagebau Garzweiler II südlich von Hochneukirch von Osten kommend (links) nach Westen (rechts) „wandert“ (Standort: grünes Quadrat in der Grafik auf der Startseite).

Im Jahre 2010 ist noch die Landstraße und der Holzer Wasserturm zu sehen. Danach verschwinden der Ort Holz und die Landschaft in der Tagebaugrube.

Im Jahre 2022 ist an dieser Stelle wieder neues Land entstanden.

Kohlegewinnung

Ein Bagger trägt die obersten Erdschichten ab.

Der Ort Pier an der Tagebaukante. (2014)

Erdschichten aus Löss, Kies, Sand und Ton, die über Millionen von Jahren entstanden sind, werden sichtbar.

Sie haben sich oberhalb der Braunkohle abgelagert, als sich die Nordsee bis in das Rheinland erstreckte.

Am Boden der Grube ist die Kohle zu sehen.

Förderband zum Abtransport von Abraum und Kohle.

Die ursprünglich geplante Größe des Tagebaugebiets Garzweiler lag bei 114 km2 (66 km2 Gw I und 48 km2 Gw II).
Aufgrund politischer Entscheidungen wurde die Abbaufläche Garzweiler II seit 2016 zweimal verkleinert.

Die Betriebsfläche Garzweiler II beträgt rund 35 km2 (Quelle: RWE, Stand Ende 2021).

Die Tiefe der Grube beträgt bis zu 210 Meter. Zum Vergleich: Der Kölner Dom ist 157 Meter hoch.

Benannt wurde der Tagebau nach dem Dorf Garzweiler, welches in den 80er Jahren umgesiedelt wurde.

Schaufelradbagger

Im Tagebau Garzweiler werden sechs Bagger eingesetzt.

Der größte eingesetzte Bagger hat eine Höhe von 96 Metern und eine Länge von 240 Metern.
Er ist schwerer als der Eifelturm.

Sein Schaufelrad hat einen Durchmesser von über 20 Metern – in eine Schaufel passt ein PKW.

Stand 2022

Wartung: Der Bagger bekommt unter anderem neue Schaufeln.

Verkippung

Verkippung von Erschichten durch drei Absetzer.

Rekultivierung

Rekultiviertes Land bei Jüchen, wo früher möglicherweise mal ein Dorf gestanden hat.

Im Hintergrund ist ein Absetzer zu sehen, der das Land aufschüttet.

Blick von der Tagebauseite. Links am Horizont entsteht neues Land.

Rekultiviertes Land westlich von Grevenbroich.

Hinter den Bäumen am Horizont liegt die Tagebaugrube.

Dieser Gedenkstein steht entlang des Weges auf dem oberen rechten Foto.
An dieser Stelle, wo jetzt rekultiviertes Land ist, lagen bis Ende der 1980er Jahre die Orte Elfgen und Belmen. Der Stein markiert die Position, wo die ehemalige Pfarrkirche St. Georg in Elfgen gestanden hat. Sie wurde 1985 abgebrochen.

Sümpfung

Die Braunkohle liegt in der Regel unter den grundwasserführenden Erdschichten. Damit die Tagebaugrube nicht vollläuft, muss das Grundwasser weitläufig rund um den Tagebau mit hunderten von Pumpen abgesenkt werden.
Diese sogenannte Sümpfung ist ein großer Eingriff in den Wasserhaushalt und hat negative Auswirkungen auf die Grundwasserstände der umliegenden Gebiete bis zu den Niederlanden.

Zur großräumigen Stützung des Grundwasserhaushalts wird mit einer Vielzahl von Infiltrationsanlagen aufbereitetes Sümpfungswasser wieder versickert oder in Oberflächengewässer eingeleitet.

Verlegung von Rohren zur Ableitung des Grundwassers.

Die Niersquelle, die im Tagebaugebiet bei Kuckum liegt, ist durch die Sümpfung versiegt. Die Niers wird seitdem durch Wassereinleitungen gespeist.

Einleitung von Sümpfungswasser in die Köhm.

Zerstörte Landschaft. Dahinter die Tagebaugrube und die Braunkohlenkraftwerke Frimmersdorf, Neurath und Niederaußem. (2016)